10.1 Feen

Miau und hallo, meine zauberhaften Leser*innen,

 

 

ich nehme an, ihr fragt euch, wie es eigentlich weiter ging, mit der Suche nach den geflohenen Unheilvollen, Annas Sachbearbeiter*innen-Problem und der Fee Mary-Jane (=> Geschichten 7, 8 und 9; siehe Inhaltsverzeichnis)? Da war ja doch einiges offen, am Ende der kleinen Trilogie Ämterchaos.

 

Nun, Anna & Co haben immer noch keine neue zuständige Person im Amt, das ist leider weiterhin das pure Chaos. War aber zu erwarten gewesen. Bis Ämter Stellen neu besetzen … ihr kennt das, denke ich. Doch nicht nur das zieht bzw. zog sich elendig. Allein bis Snowflake mit der Oberfee, Karina, die Ewige, sprechen konnte, gingen mehr als drei Monate ins Land. Die Gute verweilte nicht im Feenwald, sondern war einer Einladung einer Elfe gefolgt, mit der sie lange befreundet ist.

 

Nein, Feen und Elfen sind nicht dasselbe. Denken viele. Stimmt aber einfach nicht.

Zum einen sind Elfen viel größer als die wirklich winzigen Feen, so etwa 30 bis 40 Zentimeter – und sie haben keine Flügel.

 

Anders als die auf Glitzer stehenden, ständig vor sich hin klingelnden Feen, sind Elfen sehr bodenständig. Ihre Magie ist uralt, viel älter als die unsere, vermutlich die älteste überhaupt, und sehr geheimnisvoll. Die Elfen kümmern sich in erster Linie um die Natur und haben eine sehr tiefgehende Verbindung zu Bäumen.

 

Und ähnlich wie Baumgeister (=> Baumgeister) leben sie gut verborgen in eurer Welt, nicht in der magischen, hauptsächlich in Irland, mittlerweile aber auch in sehr vielen anderen Ländern.

 

In den letzten Jahrzehnten haben sie den Fußball für sich entdeckt.

 

Ja, ihr lest richtig. Fußball.

 

Ein kollektives Elfen-Hobby und sie investieren viel Zeit in Training, Teams und Wettbewerbe.

Überall, verborgen vor den Augen der Menschen, finden Elfen-Fußballturniere statt. Zu eben einem solchen Turnier war die Oberfee, Karina, die Ewige, eingeladen worden.

 

Das ist immer ein riesiges Event, sag ich euch – und es macht wirklich Spaß, dabei zu sein. Ich hatte selbst mal das Vergnügen. (Dabei fällt mir ein, ich sollte wirklich mal wieder Pia schreiben, eine Elfe, die ich kurz vor meinem Unfall in den 1990er Jahren (=> Geschichte 2) kennengelernt habe. Pia ist toll und versprüht jede Menge pink-lilafarbene Magie, wo immer sie erscheint. Lebensfreude pur.)

 

Nun, es liegt auf der Hand, denke ich, warum Snowflake erst nach der Rückkehr von Karina, der Ewigen in die magische Welt mit dieser sprechen konnte, oder? Ich meine, ein Schneeleopard, der kurz vor Dublin landet …?!? Das hätte Schlagzeilen gegeben!

 

Aber irgendwann im Mai 2023 war es soweit. Spring (=> Geschichte 9 & Springs erster Besuch) war zum zweiten Mal bei uns zu Besuch und wir dösten auf dem Balkon in der Sonne, während Anna sich um die Balkonblumen kümmerte.

 

„Nicht schon wieder“, Annas leicht angeekelter Schrei weckte Spring und mich und wir sahen gerade noch, wie sie mit spitzen Fingern eine rote Riesenschnecke über die Brüstung fallen ließ (=> Geschichte 5).

 

„Hey, lass meine Post in Ruhe“, rief ich Anna etwas empört zu.

 

Ich habe ihr das mit den Schnecken schon so oft erklärt. Aber es ist wie ein Reflex bei ihr. Zum Glück haben unsere Postbot*innen kleine Fallschirme, die sich in einem solchen Fall selbsttätig öffnen. Anna und ihre Abneigung gegen Insekten und Krabbeltiere. Mau.

 

Naja, okay, ich hab gut reden, ich nehme jedes Mal Reißaus, wenn ich eine Spinne sehe. Acht Beine sind zwei zu viel. Mit denen kann wiederum Anna, seltsamerweise.

 

Also, während ich Anna zum xten Mal erklärte, dass sie diese Art der Schnecken bitte in Ruhe lassen soll, kletterte Spring schnell die Leiter am Balkon runter und wieder hoch und brachte meine Post mit. Sie war von Snowflake. Er hatte endlich die Oberfee sprechen können und mir folgendes dazu geschrieben.

 

„Hey, Kumpel. Hatte gestern ein gutes Gespräch mit Karina. Ich sag dir, die Feen sind wirklich nicht so verkehrt, wie du glaubst.

Karina war entsetzt, als sie von der Spionagetätigkeit von Mary-Jane erfuhr. Sie verurteilt die Unheilvollen genauso wie wir. Ja, Kumpel, und zwar glaubhaft.

 

Mary-Jane ist noch eine sehr junge und unerfahrene Fee. Und fürchterlich naiv, sag ich dir. Karina hat sie in meinem Beisein zur Rede gestellt. Mary-Jane ist offensichtlich von Wilma, der Wühlmaus, angeworben worden. Erinnerst du dich? Wilma stand auch auf Konrads Liste (ja, tat ich – nur wusste ich immer noch nicht, woher ich Wilma eigentlich kannte).

 

Wilma ist seit langem nicht nur für die Betreuung zweifelnder Mittiere, sondern auch für die Akquise neuer zuständig und hat der armen Mary-Jane das Blaue vom Himmel runtererzählt, was sie alles Gutes tun würde, wenn sie für die Unheilvollen arbeitete, dass sie in die Geschichtsbücher eingehen und mit Ruhm, Glitzer, Perlen, Schmuck und Süßigkeiten überhäuft werden würde. Genau die richtigen Köder für eine Fee wie Mary-Jane ohne großen Anschluss in der Gemeinschaft der Feen. Wilma muss Konrad ausspioniert haben und wusste daher von unserem Treffen mit ihm. So konnte sie Mary-Jane in jener Nacht ganz zufällig bei uns vorbei flattern lassen.

 

Ja, unser Super-Spion ist selbst ein Spionageopfer geworden. Er war not amused, wie du dir vorstellen kannst, als ich ihm das erzählte.

 

(Oh, ja, Konrads Wutausbrüche sind legendär).

 

Auch wenn die Feen noch eine Monarchie sind, hat Karina interessante Ansätze, wie sie mit solchen – zugegeben schweren – Fehltritten ihrer Untertaninnen umgeht.

 

(Es gibt tatsächlich nur weibliche Feen, auch ein Unterschied zu den Elfen, die sind eine bunte queere Gemeinschaft)

 

Verbannung wie bei uns oder ähnliche harte Strafen gibt es bei den Feen nur in Ausnahmefällen und wenn wirklich hinterhältige, böse Absichten hinter der Tat stecken. Das war bei Mary-Jane nicht der Fall. Die hat Rotz und Wasser geheult, als sie endlich begriff, was sie angerichtet hatte und wem sie da auf den Leim gegangen war. Glaub mir, das hättest du genauso gesehen.

 

Karina hat für solche Fälle eine Art Resozialisierungsprogramm entwickelt, was sie bisher wohl selten brauchte, aber ganz gut funktioniert.

Ja, so ähnlich wie in der menschlichen Welt, nur irgendwie liebevoller durchgeführt.

 

Die ersten paar Wochen wird Mary-Jane keinen Schritt von der Seite der Oberfee weichen dürfen, um unter Aufsicht zu sein – und bekommt in dieser Zeit eine Schulung in Sachen Ethik, Regeln usw. Danach wird ihr eine Aufgabe zugewiesen, Mary-Jane wird sich um den Nachwuchs der Feen kümmern müssen und Spielenachmittage mit ihnen veranstalten. Natürlich auch unter Aufsicht, durch eine Fee namens Yasmin. Die leitet auch das Gruppenangebot für Feen, die auf Abwege geraten sind. Bisschen so wie ne Selbsthilfegruppe.

 

Ich habe mir das mal angeguckt. Ich glaube, da sind interessante Ideen und Ansätze dabei. Ich werde das mal mit Maxi besprechen, ob wir zukünftig nicht auch so etwas einführen.

 

Also, Kumpel, ich denke, von Seiten der Feen droht uns keine Gefahr mehr. Ich hoffe, dir und Anna & Co geht es soweit gut. Grüß Spring lieb mir. Ach, und ich soll dir von Mascha ausrichten, du sollst mal wieder zum Essen vorbeikommen. Spring ist auch jederzeit herzlich willkommen.

 

Dein Snowflake.“

 

„Das klingt doch gut“, stellte Spring fest, nachdem wir die Nachricht gemeinsam gelesen hatten.

„Ja, nur ist das Kind halt schon in den Brunnen gefallen.“

 

Ich ärgerte mich immer noch über mich selbst, dass ich es nicht hatte verhindern können, dass Mary-Jane die Liste mit den Informationen über die Unheilvollen hatte einsehen können.

 

„Ansonsten noch nichts Neues? Die Wiesel und Maxis Brüder sind nach wie vor erfolglos bei der Suche nach Minna, Rosalie, Mathilda und den anderen Unheilvollen (=> Geschichte 9)?“, fragte ich Spring.

 

Spring sagte nur knapp: „Nein, nichts Neues.“

 

Dann sprang sie auf Annas Schoß und ließ sich kraulen. Über das kurze Zögern vor ihrer Antwort machte ich mir zu diesem Zeitpunkt keine großen Gedanken. Wie ich später erfahren sollte, hatte sie an jenem Tag tatsächlich schon eine Ahnung von dem, was ich erst einige Zeit später erfahren sollte, nachdem sie und der Vorstand und Mascha und Snowflake Gewissheit hatten. Sie hatte mich nicht beunruhigen wollen, bevor alle Fakten zusammengetragen und überprüft worden waren, hat sie mir später erklärt. Und ich kann es verstehen.

 

Aber das, was meine Freund*innen im Zauberwald alles herausgefunden haben, erzähle ich euch ein anderes Mal. Für heute reicht es erst mal. Wir lesen uns. Wie immer freue ich über Kommentare zu der kleinen Geschichte hier auf dem Blog oder auf meinen Social Media Accounts.

 

Es grüßt euch herzlich euer Merlin. 

Kommentare: 2
  • #2

    Hartmut (Donnerstag, 29 August 2024 10:35)

    Hallo Merlin, das ist hier eine Cliffhanger Folge da muss man ja einfach weiter lesen um all das herauszubekommen was jetzt noch offen ist. Auch das Geheimnis von Spring und den anderen im Zauberwald. Na dann auf zum nächsten Kapitel noch mal vielen Dank für das, was bisher geschrieben worden ist. Und natürlich Grüße an Anna und Co.�

  • #1

    @energiepirat (Dienstag, 04 Juli 2023 19:54)

    Hui Merlin, Das ist diesmal ziemlich turbulent. Viele lose Enden finden zueinander, Fragezeichen klären sich auf und lassen viel Spannendes und Interessantes in den nächsten Geschichten erahnen. Ich bin verzaubert.